Gedanken
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verzweifelt.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, wieder herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es.
Ich falle noch einmal hinein… aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Straße.
Nach der „Autobiographie in fünf Kapiteln“ vom buddhistischen Mönch Nyoshul Khenpos, zitiert in Sogyal Rinpoche: Das tibetische Totenbuch vom Leben und Sterben: Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und seelisches Leiden
nur warnende Zeichen für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCHSEIN.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
verstand ich, wie sehr es jemanden kränken kann,
diesem Menschen meine Wünsche aufzudrängen,
wohl wissend, dass die Zeit nicht reif und dieser nicht bereit dazu ist – auch, wenn dieser Mensch ich selber bin.
Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen,
alles um mich herum ist eine Aufforderung zum Wachsen.
Heute weiß ich, das nennt man REIFE.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und
dass alles genau im richtigen Augenblick geschieht.
Von da an konnte ich gelassen sein.
Heute weiß ich: Das nennt man SELBSTVERTRAUEN.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner eigenen Zeit zu berauben,
Heute mache ich das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt –
auf meine Art und Weise und in meinem Rhythmus.
Heute weiß ich, das nennt man EINFACHHEIT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem,
das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“.
Heute weiß ich, das nennt man SELBSTLIEBE.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt
und bin glücklich damit geworden.
Heute weiß ich, das nennt man BESCHEIDENHEIT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur für den Augenblick.
Ich lebe jeden Tag einen nach dem anderen.
Heute weiß ich, das nennt man ERFÜLLUNG.
Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mein Denken eine Last sein und mich krank machen kann.
Doch als ich es mit meinem Herzen verbunden hatte,
wurde mein Verstand ein wichtiger Verbündeter.
Heute weiß ich, das nennt man HERZENSWEISHEIT.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
brauchte ich mich nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen fürchten,
sei es mit mir selbst oder mit anderen,
Selbst Sterne kollidieren manchmal
und aus ihrem Zusammenstoß entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN!
Kim McMillen (ca. 1944-1996, amerikanische Autorin).
Das hier frei übersetzte Gedicht über Selbstliebe „As I began to love myself“ von Kim McMillen wurde auf Basis alternativer Fakten des Internets lange Sir Charles Spencer „Charlie“ Chaplin (1889-1977, beliebtester Stummfilmkomiker seiner Zeit) zugeschrieben, der es zu seinem 70. Geburtstag verfasst haben sollte.
Wenn Du depressiv bist, lebst Du in der Vergangenheit.
Wenn Du Angst hast, lebst Du in der Zukunft.
Wenn Du inneren Frieden erlebst, dann lebst Du in der Gegenwart.
Laotse (6. Jhd. v. Chr., chinesischer Philosoph)
Stufen
von Hermann Hesse
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!